Feldpost im Zweiten Weltkrieg
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Abbildung des Buchumschlages Becker: Ich wünschte auf einen Schlag wären alle Räder viereckig

"Ich wünschte auf einen Schlag wären alle Räder viereckig"

Briefe und Postkarten 1939/1940 und 1944/1945
Gerhard Becker

Herausgegeben und mit Begleittexten versehen von Gerhard Becker (jun.)
Verlag: Helios
Preis: 19,90 Eur[D] / 20,50 Eur[A]
Umfang: 252 S. - 17 x 23,5 cm
Erschienen: 19.09.2008
ISBN : 978-3-938208-79-3

Über dreihundert Briefe sind vom Gefreiten Gerhard Becker aus dem 2. Weltkrieg an seine Familie erhalten. Erst 60 Jahre später werden die Briefe wieder entdeckt und vom Sohn in einer umfassenden Sammlung, die aufwendig und sorgfältig gestaltet ist, herausgegeben. Der Sohn ist Hobbyhistoriker und so mit Lokalgeschichtsschreibung vertraut. Damit kann er auch die Feldpostbriefe des Vaters angemessen editorisch bearbeiten.

In einer einfühlsamen Sprache, die für die jungen Väter und Ehemänner, die den Familien entrissen waren, gar nicht so untypisch war, berichtet der Soldat über seine Erlebnisse, aber noch viel mehr bietet er Einblicke in seine Gedanken und Empfindungen. Manchmal mit hintergründigem Humor; gelegentlich leicht sarkastisch, schreibt der Landwirt, Maurer und Waldarbeiter aus der Eifel über die Liebe zu seiner Frau und zu seinen Kindern, über die Menschen in seiner Nähe, die Ereignisse an der Front, seine Ängste und die Hoffnung auf Frieden sowie die sich anbahnende Katastrophe. Die Briefe bieten einen tiefen Einblick in das Seelenleben einer Zeit, die von Leid geprägt war. Exemplarisch bietet sich dem Leser auch in diesem Fall ein komplexes Bild von der privaten Lebenssicht, die untrennbar mit einem militärischen Ereignis verwoben war. Die Briefe bilden in ihrer Gesamtheit ein eigenständiges zeitgeschichtliches Dokument. Der Verfasser schreibt gegen die erzwungene Trennung von seiner Familie an.

Auf einen Aspekt sei noch hingewiesen, da er für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Publikationen dieser Art sehr wichtig und in diesem Fall vorbildlich gelöst ist: Es gibt zu Anfang Hinweise auf die Transkriptionsregeln. Dort heißt es:

Bei der vorliegenden Abschrift der Briefe von Gerhard Becker wurde Wert auf eine möglichst original getreue Übertragung gelegt. Es wurden einige wenige Korrekturen vorgenommen. Zudem erschien es sinnvoll, die zumeist äußerst dicht beschriebenen Briefseiten in einzelne Abschnitte zu gliedern, um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen.

Nicht verändert wurden jene sprachlichen Besonderheiten, die sich aus dem moselfränkischen Platt ableiten lassen. Da die vorliegenden Briefe in der hochdeutschen Schriftsprache verfasst sind, die gesprochene Alltagssprache der Familie in der Eifel sich hiervon jedoch teils deutlich unterscheidet, finden sich moselfränkische Anklänge in vielen Ausdrucksformen. So etwa in der fast ausschließlichen Verwendung des Dativs in Aussagen wie ‚dem Alfred sein Vater' oder ‚Olker Käth aus Weidenbach sein Junge'. Auch die Verlaufsform ‚am Liebesbriefe Schreiben' oder ‚am Speiß- und Rummelnfeld in Ordnung am Bringen' folgt dem moselfränkischen Sprachgebrauch. Ebenso sind der Imperativ mit ‚lese!' statt ‚lies!' oder ,vergesse!' statt ,vergiss!', der erweiterte Infinitiv ,für zu tun' statt ,um zu tun' oder die Konjunktion ,wie' statt ,als' charakteristisch für die gesprochene Alltagssprache. Die Briefe weisen die alte und die Begleittexte die neue Rechtschreibung aus.

Aus Rücksichtnahme auf namentlich genannte Personen oder deren Nachkommen, die sich von kritischen Aussagen in den Briefen betroffen fühlen könnten, wurden entsprechende Namen mittels [...] ausgelassen. Ebenso wurden in wenigen Fällen auch Sätze oder Satzteile sowie unleserliche Stellen, insbesondere bei beschädigten Briefen, durch [...] ersetzt oder in einzelnen Fällen durch Wörter ersetzt, wenn dies zweifelsfrei möglich war.

In den Briefen nach Hause schrieb Gerhard Becker sehr oft: "meine Buben", "meine Jungen" und "meine Ströppchen". Obwohl das die Bezeichnungen für Knaben sind, meinte er damit seine Töchterchen Gisela und Helga.

Alle Briefe, Feldpostbriefe und Postkarten von Gerhard Becker befinden sich in Familienbesitz. Sie sind mit wenigen Ausnahmen in einem guten Zustand. Alle Briefe und Karten sind in sorgfältiger, lateinischer Handschrift verfasst, zumeist mit Bleistift, teilweise mit Füllfederhalter und einzelne mit Blaustift.